Osmoseschäden an einem Unterwasserschiff sind „Klassiker-Fälle“ unserer Bearbeitung. Osmotisch bedingte Laminatschäden können regelmäßig als Sachmangel eines Sportbootes angesehen werden und sind von den Sachmängelhaftungsausschlüssen zahlreicher Musterkaufverträgen nicht umfasst.
Osmose oder Beschichtungsmangel?
Die Abgrenzung zwischen Kondensfeuchtigkeitseinschlüssen bei Oberflächenbeschichtungen und echten Osmoseschäden sind für den Laien nicht immer einfach zu erkennen. Nicht jede Blase im Antifouling einer Yacht muss gleich ein echter Osmoseschaden sein, der hohe Sanierungskosten nach sich zieht und irgendwann gemacht werden muss.
Osmose führt zur Seeuntüchtigkeit
Denn Osmose führt zu einer Zersetzung der Laminatstruktur eines Rumpfes und damit zu Festigkeitsverlusten. Diese können zu einem Verlust der Seetüchtigkeit eines Bootes führen.
Ein Paradebeispiel für einen Osmoseschaden hatten wir gerade an der Nordsee mit einem Gerichtssachverständigen in der Bearbeitung.
Ermittlung des Osmoseschadens
Der erste Schritt ist die Lokalisierung der Blasen, dass in diesem Fall trotz über einjähriger Standzeit und zu erwartender Austrocknung durch den heißen Sommer gelang. Die Blasen sind im Streiflicht sichtbar und mit der Handinnenfläche beim Herüberstreichen erfühlbar. Mit Erfahrung findet man die „empfindlichsten Stellen“ an typischen konstruktiven Punkten. Die Blasen werden mit Wachskreide markiert und nacheinander geöffnet.
Bearbeitung der Osmoseblasen
Dabei kann die Öffnung mit Kratzen und Stechen per Stechbeitel erfolgen. Hier erlangt man klare Erkenntnisse zu Feuchtigkeitseinschlüssen und kann eine Riechprobe vornehmen.
Will man Erkenntnisse über den Schichtaufbau erlangen, kann die Blase auch aufgeflext werden. Dabei werden die jeweiligen Schichten offenbar.
Was passiert bei Osmose im Rumpf?
Im vorliegenden Fall berichtete die Werft schon vom Auskranen, dass das Boot im Kran hängend einen sauren Geruch verströmte. Dieser stammt von Flüssigkeit, die sich innerhalb der Laminatmatrix in Luftblasen bildet und von chemischen Zersetzungsprozessen zeugt, an denen das Styrol im Polyesterharz und des Seewasser beteiligt ist, dass durch die äußeren Feinschichten des Bootes hindurchdiffundiert ist. Der Austritt essigsaurer Flüssigkeit aus den Blasen ist ein deutliches Indiz für osmotisch bedingte Zersetzungsprozesse.
Erkenntnisse beim Öffnen der Osmoseblasen
Dem entgegen können Blasen auch Kondensfeuchtigkeitseinschlüße in äußeren Schichten sein, z.B. zwischen einem Epoxyprimer und Antifouling, weil im Frühjahr bei ungünstigen Bedingungen gemalt wurde. Aus diesen Blasen tritt idR keine saure Flüssigkeit aus.
Festigkeitsverluste durch Osmose
Ist das Laminat freigelegt, kann man prüfen, ob die Laminatstruktur noch Festigkeit aufweist, oder nicht. Hier waren Glasfasern bereits gelöst und die Festigkeit nicht mehr gegeben. Mit einem Schichtstärkemesser lässt sich dann an den aufgeflexten Stellen der Schichtaufbau überprüfen und nachvollziehen. Dabei ist auch festzustellen, ob eine Epoxyprimer-Aufbau die vom Hersteller vorgegebenen Schichtstärken aufweist, oder nicht.
Sinn und Unsinn von Epoxyprimern
Die Beschichtung mit Exoxidprimer kann, wenn sie vor dem ersten Einwassern geschieht, das Auftreten eines Osmoseschadens für lange Zeit verhindern und ist heute üblich. Nicht verhindern und nicht heilen kann ein Primer aber ein bereits geschädigtes Laminat.
Feuchtigkeitsmessung von Osmose
Nicht-invasiv kann ein Fachmann auch mit speziellen Messgeräten das Vorliegen von Feuchtigkeitseinschlüssen im Laminat prüfen, die ebenfalls Hinweise auf einen Osmoseschaden geben, selbst wenn es noch nicht zu Blasenerscheinungen gekommen ist.
Sanierung eines Osmoseschadens
Die Sanierung eines Omsoseschadens ist keine Anfänger- und Hobbyarbeit, sondern gehört in die Hände qualifizierter Betriebe, die über Technik verfügen, die idR der Privatperson nicht zur Verfügung stehen.
Ansprechpartner bei Osmoseschaden an der gekauften/ verkauften Yacht
ist Rechtsanwalt Jochen-P. Kunze bei Baltic Recht in Wees bei Flensburg. Rechtsanwalt Kunze bearbeitet seit 1999 regelmäßig und bundesweit Gewährleistungsfälle beim Yachtkauf und -verkauf und bereits an einigen wegweisenden Entscheidungen der Gerichte in Deutschland mitgewirkt.