Team Yacht & Recht auf der Kieler Woche

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Treppchen-Platz für Team Yacht-Recht.de

Team Yacht-Recht.de nutzte die Chance, auf der Kieler Woche gegen 4 baugleiche Boote anzutreten. Mit Erfolg

Nach den Erfolgen des Teams Yacht-Recht.de bei den letzten beiden Gold-Cups und der Internationalen Deutschen Meisterschaft im Seesegeln letztes Jahr in Olpenitz bot sich der Crew aus Feierabend-Seglern die Chance, gegen eine Zahl von zumindest 4 baugleichen Booten auf der Kieler Woche anzutreten.

Nachdem am Freitag Abend gegen 2 große Gennakerboote ersegelten dritten Platz beim Flensburger Dunkel überführten wir am Sonntag nach Kiel. Dort hatten unsere Lieblingsgegner, die Quattro (ebenfalls eine X-332 Standardkiel) auf dem Welcome Race einen furiosen 1. Platz hingelegt. Leider wurde die Crew für die Woche drauf zum 8mR Segeln an den Genfer See abberufen So waren uns unsere harten Spielkameraden für die weitere Kieler Woche abhanden gekommen. Schade. Härtere in-fights mit anderen X-332 haben wir noch nicht erlebt. 

Dafür jetzt eine geballte Ladung X-332 -Power. Mit uns am Start: Die RubiX des HSC, besetzt mit einer elitären Auswahl Offshore-Seglerinnen unter der Projektführung von Eshana Müller. Die X-tortion von Stefan Porath – eine gute ausgestattete Maschine mit Stallgeruch auf dem Stollergrund. Die Frechdachs von Wilco Schipper aus Hooksiel, der extra für den Kiel-Cup von der Nordsee angereist war, nachdem er eine erfolgreiche Nordseewoche absolviert hatte. Leider mit dezimierter Crew am Start. Und die Varuna X-press, die wir auch zu unseren harten Sparringspartner zählen, obwohl sie den langen Kiel und über 400kg weniger Gewicht aufweist und schon damit in einer anderen Liga fährt, was Geschwindigkeit und Leichtfüßigkeit angeht. Die Crew ist teilweise eine Familiencrew, knallhart, schlagfertig und ausgesprochen lustig. Eine richtig nette persönliche Mischung und wir bedauern fast, dass der Sportteil der Kieler Woche soviel Raum eingenommen hat, dass das soziale Miteinander etwas kurz kam. 

Aber wir waren zur Kieler Woche angetreten und das steht “sowas wie Leistungssegeln” eben im Vordergrund.

Sonntag Abend; die Wohnwagen haben sich irgendwo in eine Lücke gequetscht, die dekadente Eiswürfelmaschine rattert, das Boot ist klariert, Kram von Bord genommen und kein Crewmitglied moserte, dass das Ausräumen nicht mit geballter Konsequenz ausgeführt wurde. Da müssen wir noch besser werden. Unsere Crew bestand größtenteils aus der Mittwochabend crew. Meine Tochter stieß noch hinzu, weil unser floating tactician für dieses event zur Konkurrenz gewechselt war. Die Sydbank segelt neuerdings als X-35 in ORC III mit uns.

Am Montag starteten wir bei Leichtwind in einen Up-and down. Erster Vergleichstest, wo wir stehen. Wir konnten uns nach einem guten Start auf der Startkreuz schon ganz gut rausarbeiten, stellten am Luv-gate dann fest, dass wir gut positioniert waren. Das konnten wir verteidigen und noch ausbauen. Am Ende schlossen wir als 4. ab, wobei es zunächst sogar nach dem 3. aussah, da es noch technische Check-in Probleme für Varuna X-press gab, weswegen deren Ergebnisse zunächst nicht berücksichtigt worden waren. Für uns jedenfalls schon mal ein guter Anfang. Und das Omen für alles weitere. Zwei im Prinzip Flensburger Boote vor uns. Auf dem ersten Dr. Knud Freudenberg mit der First 36.7 “Halbtrocken”. Eigentlich ein Dunkeldeutscher. aber wir haben ihn in Flensburg schon lieb gewonnen, wo er mit dem Boot überwiegend liegt. Und die “Xen” – oder eben “Sydbank”, diesmal gesteuert nicht von Torsten Bastiansen, sondern von dem üblichen Grosschottrimmer Bernd Dreier. Zwei sehr erfolgreiche Crews, die durchaus benchmark sind. Angenehme Platzierungsnachbarschaft.

Laue Winde und echte Löcher ließen danach die Zeit verstreichen. Als es einigermaßen segelbar war, entschied die Wettfahrtleitung gegen ein weiteres up-and down und schickte uns auf eine Mittelstrecke. Die Startkreuz begann bei Lummerlüftchen und dann kam ruckartig und in dieser Brutalität wohl von niemandem richtig vorhergesehen eine Front über uns, die es in sich hatte. Mittelwind bei 22/ 23 Knoten und Böen bis 43 Knoten, dazu noch ein handfester Hagelschauer und Sichtverkürzung auf 40-50m machten allen zu schaffen. Ich wunderte mich, wie schnell wir den Gang gewechselt haben und wir gut Sophus (so heißt unser Spielgerät) mit den Bedingungen klar kam. Oben am Gate angekommen, war die Front fast durch. Über Steuerbord ging es mit deutlichem Schrick Richtung Stollergrund-Nord. Und auf einmal war der WInd wieder weg. Die Front hatte das Feld schon massiv durcheinander gewirbelt. Wir waren da sehr gut rausgekommen. Jetzt sahen wir aber über links das Feld von dannen ziehen, während wir einparkten. Wir schleppten uns vorwärts. Kai, unser Grosschoter und Mirsad, unser Vorsegeltrimmer und Bahntaktiker meinten, etwas gesehen zu haben, dem wir folgten. Wir fuhren deutlich über das Feld bei Stollergrund-Nord heraus und erreichten eine sehr solide Windzone, in die wir reinwenden und Richtung Eckernförde aussegeln konnten. Wir konnten hervorragend Speed und Höhe halten und hielten uns direkt im Kielwasser von Halbtrocken und Fliege3 auf, die wir jetzt eigentlich kaum noch hätten sehen dürfen.

Von den anderen X-332 konnten wir uns weit absetzen und sogar die leichtere und grundsätzlich schnelle Varuna blieb deutlich hinter uns. Mit fehlerfreien Tonnenmanöver umfuhren wir das für die Bahn festgelegte Sperrgebiet bei Middelgrund und unter Spi mit tricky Halsenwinkeln zurück zum Zielschiff. Das wir gut lagen, das war uns klar. Der Erste Platz war dann aber doch eine Überraschung und sorgte für ausgelassene Freude. Yes!

Das war es für den Montag. Es folgte eine lange Tour zurück nach Schilksee, Afrigger-Öl köpfen, Slalom durch die Jollen in der Hafeneinfahrt, Boot hübsch machen, noch ein Afrigger-Öl köpfen, Futter suchen, blaues Bändsel bei der Tagessiegerverprügelung abholen und ab ins Bett.

Der Dienstag begann sehr spontan. Rechtzeitig im Startgebiet angekommen, verloren wir uns im Segeltrimm und wurde durch die freundlichen Funkdurchsagen der Wettfahrtleitung aus der Trance gerissen, das wir langsam mal zum Start fahren müssten. Knapp rechtzeitig vor dem Start der ORC I und II Boote gelangten wir -echt spät- in die Vorstartzone. Ohne Liniencheck, ohne Startaktik passierten wir 17 Sekunden vor Start das Pin-end, wendeten unter dem Feld der startenden Boote leewärtig ein, gaben Vollgas und starteten gerade so rechtzeitig noch mit dem Feld, wendeten uns fix frei und begannen wieder, die Treppe nach oben zu spielen. Frisch im Kopf und dank hervorragend abgestimmten Segeltrimm konnten wir die Wellen gut ausfahren und wieder mit einem 2. Platz ein Topergebnis einfahren.

Hiernach gab es ein weiteres Up-and down und das hatte Rasmus für uns als Prüfung vorgesehen. Im ersten downwind gang wurde es kurz mal heftig und spitz. Dabei löste sich unser Spibaum-Endbeschlag vom Rohr. Wir konnten den Bahnschenkel provisorisch zu Ende humpeln und freuten uns wie Bolle, dass das Boot doch nicht so ausgeräumt war und wir unten einen Akkubohrer und Schrauben im Schiff hatten. Die folgende  Kreuz wurde von Bohrgeräuschen und Gefluche begleitet. Der Spibaum  war in die Unter-Deck-Werkstatt verbracht und kam keine 15 Minuten wieder -besser als vorher- repariert aus dem Niedergang. Mirsad hatte abgeliefert. Die Reparatur wäre in der Werkstatt nicht besser geworden. Mich hat die Unruhe aber fertig gemacht. Beim Steuern wurde schlecht abgeliefert. Den 10. Platz habe ich mir redlich verdient. Der Streicher war hart erarbeitet.

Es folgte wieder eine Mittelstrecke,  ähnlich wie am Tag zuvor. Etwas länger und bei etwas anderen Bedingungen. Was soll ich sagen? Links war besser. Das lernten wir rechts auf die harte tour. Alle X-332 und diverse weitere Boote rutschen uns vor der Luvmarke durch, teilweise in viel zu weitem Abstand. Der erste Spischenkel war spitz. Wir lieferten ab. Am nächsten Fass wurde es so spitz, das viele vor uns den Spi runternahmen. Wir würgten den Ballon flach und hoch und konnten den größten Teil des Schenkels mit Druck durchstehen. Erste X-332 wieder abgehakt. Nächste: Frechdachs stand auf der Menükarte. Wir setzen Wetten an, bis wann wir Frechdachs kriegen. Der optimistische Wettbeteiligte wurde abends ein Backfischbrötchen los. Frechdachs war nicht zu kriegen. 2 unterschiedliche Spis an Bord;  der weiße erwies sich als gute Wahl und 2 Mann weniger Crew waren jetzt auch kein Nachteil mehr. Das Segel machte breite Schultern und ließ die Kiste vor dem Wind wirklich rennen. Wir kamen zwar mit guter Winkeltaktik und gut gesehen Windfeldern erst ran, verloren aber dann wieder und mussten Frechdachs und davor Varuna ziehen lassen. Im Ergebnis war es nicht so schlimm für uns , wie es sich anfühlte: 5. Platz. Wir rutschten im Gesamtklassement vom 2. Platz auf den 3. ab. Das blaue Band gab ich an Sydbank ab, die jetzt 2 Punkte über uns lag. Varuna drückte von hinten, ebenfalls mit 2 Punkten Abstand. Die Leute von der Halbtrocken hatten da schon alle deklassiert und hätten am Folgetag auch betrunken auf die Bahn gehen können. Die Marke war Dienstag schon deutlich gesetzt. Die Tagessiegerbeschimpfung war erst 22.00 Uhr. Danach ging es gleich zu Bett.

Der Mittwoch ließ windtechnisch nicht viel erwarten. Die Wettfahrtleitung legte den Start zum ersten Up-and down in grenzwertige Bedingungen, die sich aber als segelbar erwiesen. Wir konnten die Wettfahrt ordentlich zu Ende bringen, auch wenn auf den einen oder anderen länger zu warten war. Auf uns auch. Wir schlossen als 6. ab. Varuna zu unserem Glück aber nicht wesentlich besser, so dass wir bei besseren Einzelergebnissen Punktegleichstand hatten. Sydbank erarbeitet sich auf dieser Wettfahrt ihren Streicher, blieb danach aber immer noch einen Punkt vor uns, so dass es am Mittwoch bei der Position von Dienstag blieb. Schade – das wäre noch der hit gewesen. Aber wir müssen auch auf die Bedürfnisse unseres abtrünnigen Mittwochabend-Crewmitglieds Rücksicht nehmen, der dort mitsegelte ;-).

Das war es dann auch, weil sich weiterer Wind nach der Wettfahrt nicht einstellen wollte. Eine gute Wettfahrtleitung bricht dann aber natürlich nicht ab, sondern hält sich stur an das Prozedere der angesagten zeitlichen Fristen. Wenn die Wettfahrtleitung dann aber alternative Herausforderungen präsentiert, die eine große Zahl der Teilnehmer zum Baden in der Ostsee animieren und zum “Abverkauf” der Bierreserven auf dem Startschiff – dann weiss man, was zu erwarten ist. Nach einigem Spaß, Rudelschwimmen und Sporteinlagen ging der Wettkampf auf dem Wasser zu Ende.

Wir schlossen auf dem 3. Platz ab. Auf dem Podium bekam jede Crew eine grüne Pulle in die Hand gedrückt. Das der Boden mächtig klebte – gespürt hatten wir es, geschaltet aber nicht. Bislang waren wir wohl zu sehr auf nachhaltigen und dezenten Regattaveranstaltungen unterwegs. Wir haben jetzt gelernt. Bei der nächsten Kieler Woche wird die Flasche sofort geschüttelt, geöffnet und der Inhalt -zur Würdigung der anderen Crews auf dem Podium- an diese versprüht, statt selber nass und klebrig das event zu beenden.

Bei der Gelegenheit… Allergrößen Respekt vor der Leistung der Halbtrocken-Crew, die als 1. mit klaren Punktestand abschnitt. Eine tiefe Verbeugung an die Sydbank Crew. Danke, dass ihr uns sonst Nico überlasst und uns immer wieder inspiriert. Danke an die Varuna -Crew, die gewohnt hochwertig abgeliefert hat und uns kräftig unter Druck gebracht hat. Danke an die anderen X-332 und auch die Loli Crew -als X-36S quasi seelenverwandt-, die mit uns gekämpft und gleichzeitig ein ganz angenehmes Miteinander zelebriert haben und danke an alle, die hart trainieren, viel auf sich nehmen, zur Kieler Woche kommen und dort feststellen, dass es all den Aufwand wert ist und ein seglerisch und persönliches  Hocherlebnis ist.

Anzumerken ist auch: Die Podiumsplätze wurden ausschließlich von Flensburger Booten besetzt. Ein kleiner reminder an die RVS – So schlimm isses hier gar nicht 😉 . Aber es ist Ansporn für die vielen anderen engagierten Crews auf der Förde, das nächste Mal mit dabei zu sein.

Alles in allem – Eine spannende Kieler Woche, eine tolle Gemeinschaft bei den X-332 Seglern, eine sehr professionelle Wettfahrtleitung, ein anspruchsvolles Segelrevier .. und auf der Sophus: Eine Hammercrew, die sich sehr gut zu einem echten Kampfteam zusammen fügt, Stärken gut einsetzt und vor allem Spaß bei der Arbeit hat. Danke dafür!

So wie wir bei der Büroarbeit, mit der wir jetzt wieder unser Leben fristen, während andere noch Senatspreis segeln…

Aber es dauert nicht lange. Das von uns mit unterstützte Double Rundt, die wahrscheinlich erfolgreichste Doublehand Veranstaltung Deutschlands beginnt am 2. Juli und führt uns diesmal nach Aerö. Mit dabei wieder 6 Boote vom Typ X-332 und eine in Vater-Tochter Wertung. Hoffentlich ganz vorne mit dabei!

Ergebnisse (wähle Kiel-Cup full crewed ORC, Gruppe ORC III und IV): Kieler Woche 2022 manage2sail

Unsere Crew: Andreas Neumann-Lezius, Paul Graeper, Mirsad Herrmann (Schlei-Segelmacher), Hedda Kunze, Kai Scheppler, Jochen-P. Kunze

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